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Der SV Meppen gratuliert: Horst Ehrmantraut wird heute 70

Nur vier Trainer waren beim SV Meppen länger im Amt als Horst Ehrmantraut. Der aus Einöd vor den Toren Homburgs stammende Saarländer klopfte mit den Emsländern an das Tor zur Bundesliga. Doch nur wenige Monate später musste er nach knapp fünf Jahren vorzeitig gehen. Das sei für ihn ungeheuer schmerzlich gewesen, erklärte der Coach, der heute 70 Jahre alt wird.

Foto: Archiv Finke
Foto: Archiv Finke

Ehrmantraut war der zweite Meppener Trainer in der 2. Bundesliga. Verhandelt haben die Emsländer damals auch mit Volker Finke, der aber Freiburg vorzog. Der akribische Ehrmantraut hat in Meppen für die weitere Professionalisierung gesorgt. „Es gab auch Differenzen und harte Gespräche.“ Aber das Ergebnis passte. Einige Spieler hätten noch gearbeitet, „aber es ging um Vollprofitum“, sagte der Trainer später. Auch um Ernährung, Pünktlichkeit oder die vernünftige Vor- und Nachbereitung. Weil dem Verein die Mittel für große Transfers fehlten, wollte er jeden einzelnen Fußballer besser machen. Dabei galt Ehrmantraut als autoritär. Aber das habe damals gepasst, meinte er im Rückblick.


Der 1991 von BW 90 Berlin gekommenen Trainer bezeichnete den damaligen Vorsitzenden Wolfgang Gersmann als Vaterfigur und rühmte die menschliche Art im Verein. Alle hätten ihn machen lassen. Beeindruckt hat der Trainer, dass der SV Meppen mit so vielen Spielern aus der Region so erfolgreich sein konnte.


Schon in den ersten Spielen sorgte Ehrmantraut für Euphorie.  „Behalten Sie den 3. August 1991 in guter Erinnerung. Dies ist ein denkwürdiger Tag für den SV Meppen“, erklärte Manager Gerd van Zoest nach dem zweiten Spieltag. Die Blau-Weißen erklommen erstmals die Tabellenspitze der Zweiten Liga. Sie starteten mit vier Siegen in die Serie der damals zweigeteilten Staffel. In der Runde mit zwölf Teams waren sie Dritter, in der Aufstiegsgruppe mit den sechs besten Nord-Mannschaften ging den Emsländern die Luft aus.


Unter Ehrmantraut haben die Meppener ihre Bilanz gegen den alten Rivalen VfL Osnabrück kräftig aufpoliert. Sie gewannen drei von vier Derbys unter „Ehre“. Binnen 13 Monaten gelangen drei Erfolge in Serie, darunter der erste Sieg an der Bremer Brücke im Oktober 1991. Nach einem Doppelpack von Damir Bujan und Ex-VfLer Andreas Helmer konnte Fred Klaus nur noch auf 1:3 verkürzen.


1995 klopfte der SV Meppen ans Tor zur Bundesliga. Nach einem Fehlstart mit drei Niederlagen bildeten zwei Serien von zehn ungeschlagenen Spielen die Grundlage. Die Fans träumten von Duellen gegen Bayern München oder Dortmund, als die Ehrmantraut-Truppe am 24. Spieltag auf den dritten Aufstiegsplatz vorrückte. Am 31. Spieltag fiel sie nach der 2:4-Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf zurück. Am Saisonende war sie Sechster. Zwei magere Punkte fehlten. „Vielleicht hat der ein oder andere Spieler zu sehr an die Zukunft gedacht, statt einfach zu spielen“, mutmaßte der Trainer später. 


Ohne den zu Eintracht Frankfurt gewechselten Torjäger Rainer Rauffmann feierten die Meppener den ersten Sieg der folgenden Serie erst am zwölften Spieltag. Der Vorstand holte - gegen den Willen von Ehrmantraut, wie Gersmann später zugab - mit Lamin Conteh im Oktober einen neuen Stürmer. Der inzwischen verstorbene Spieler war mit 400.000 DM die teuerste Verpflichtung der Vereinsgeschichte. Doch Meppen blieb im Tabellenkeller stecken. Im April 1996 kam Paul Linz und führte das Team zum Klassenerhalt.


Ehrmantraut räumte im wahrsten Sinne des Wortes den Stuhl am Spielfeldrand, der zu seinem Markenzeichen wurde. Er wollte für sich allein sitzen, „um jede Situation des Spiels zu begreifen und aufzunehmen, ohne abgelenkt zu werden“.


Ehrmantraut hat als Spieler bei seinem Heimatverein SpVgg. Einöd begonnen. Als 19-Jähriger wechselte er zum Zweitligisten FC Homburg. 1979 schloss sich der Abwehrspieler dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt an, mit der er den UEFA-Pokal gewann. Es folgten fünf Jahre bei Hertha BSC und drei in Homburg. Mit beiden Vereinen stieg der Saarländer in die Bundesliga auf.


1989 begann Ehrmantraut als Amateur- und Co-Trainer bei BW 90 Berlin, wo er von März 1990 bis Mai 1991 Chefcoach war. Nach fünf Jahren in Meppen löste er Ende 1996 Dragoslav Stepanovic bei Eintracht Frankfurt ab. 1998 gelang der Aufstieg in die Bundesliga. Am Jahresende folgte die Trennung. Danach trainierte er noch Hannover 96 und zweimal den 1. FC Saarbrücken, mit dem er in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Nach der Entlassung 2005 nahm Ehrmantraut kein Traineramt mehr an.

 
 
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